Warum tut sich denn nun die Kirche (und wir Christen allgemein) so schwer, Menschen mit HIV/AIDS Unterstützung zu geben, wenn es sich doch um eine ernste und offensichtliche Krise handelt?
Lasst mich mal schriftlich vor mich hin denken und einige möglichen Gründe definieren und wenn ihr wollt, fragt euch doch mal, was sich in eurem Herzen so befindet. Wir Westler sind aufgeklärt, ja, aber Ängste und Vorurteile haben sich auch in unsere Herzen geschlichen...
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Schuld, Sünde und Sühne
vs.
Gnade, Liebe und Barmherzigkeit
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Im Gegensatz zu jemandem, der an Krebs erkrankt, wird ein HIV-Infizierter meist selbst dafür verantwortlich gemacht, dass er sich das Virus eingefangen hat.
...das ist doch, was wir damit verbinden, nicht wahr? Und wer so unterwegs ist, ist selber schuld, oder? Das sind einige der Gedanken und Möglichkeiten, die uns in den Kopf schießen. Und sie sind sogar in mancher Hinsicht richtig. Wenn wir sie betrachten, dann stimmt es, dass es eine Eigenverantwortung gibt und das nichts von dem eben genannten Gottes Willen entspricht, aber:
Gibt uns dass das Recht, zu urteilen?
Sind wir in der Position , zu entscheiden, wer "selber schuld" ist, es gar verdient hat ???
Was haben wir verdient?
Sind wir unschuldig?
Wo sind wir gewesen, als diese Menschen uns gebraucht hätten?
Ist nicht fast jeder Infizierte auch eine Anklage an uns Christen, dass wir unsere Verantwortung nicht wahr genommen haben?
Was haben wir Christen denn getan, im Hinblick auf Werte und gesunde Sexuaslität z.B. -versteckt haben wir uns.
Ein zweiter Gedanke dazu:
Meinem Verständnis der Bibel nach (und auch meinem Verständnis von Menschlichkeit nach), fordert uns Gott auf, gerade für diese Menschnen da zu sein und nicht zu urteilen. Wir sollen die Schwachen und Verwundbaren stärken und ihnen Hilfe sein. Statt dessen hauen wir in dieselben Wunden, wie der Rest der Welt. Wir zeigen mit dem Finger auf sie und fühlen uns im Recht, weil wir eben "sauber und straight" unterwegs sind ... -sorry Leute, Jesus war da anders !!!
41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!42 Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt.43 Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht.44 Da werden sie ihm auch antworten und sagen: HERR, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig oder als einen Gast oder nackt oder krank oder gefangen und haben dir nicht gedient?45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.
Matthäus 25, 41- 45
Keiner von uns ist ohne Schuld, da stehen wir alle gleich. Doch wir haben erfahren (hoffentlich!), dass Gott gut zu uns ist. Wir haben Gnade, Vergebung und Liebe erfahren. Und jetzt gehen wir raus und verurteilen oder verachten oder schauen weg und ignorieren die Not...??? Unsere Aufgabe ist, den Menschen zu dienen!!!
Es wird Zeit, dass wir anfangen für die Menschen am Rand der Gesellschaft da zu sein. Wenn ich das so schreibe ("Rand der Gesellschaft") dann nicht, weil ich sie so sehe, sondern weil wir sie dahin gedrängt haben.
Egal, ob homosexuell oder hetereosexuell, Prostituierte, Drogenabhängiger, oder angesehener Arzt, polygam, pervers oder monogam und bieder. Es tut nicht zur Sache, ob Mann oder Frau, weiß oder schwarz oder sonstwas...
WIR sollen das Licht und die Hoffnung in der Welt sein! Wann kommen wior raus aus unseren gemütlichen "alles ist so schön und wir haben uns alle lieb"-Kirchenstühlen und fangen an, unseren Auftrag als Menschen und Kirche Jesu Christi wahr zu nehmen???