Montag, 25. Mai 2009

Trip to Moyo -2nd day

Die Nacht habe ich sehr gut geschlafen. In so einer Hütte ist es stockduster in der Nacht, aber eine recht angenehme Temperatur. Normalerweise schlafe ich die erste Nacht woanders immer etwas unruhig, selbst in besten Hotelzimmern, doch nicht so hier: einfach seliger Schlaf.

In der dritten Hütte von rechts haben wir geschlafen

Es hat geregnet in der Nacht, doch im Gegensatz zu den Blechdächern, hört man das hier gar nicht. Am Morgen weckt mich der Hahnenruf. Zähneputzen, draussen sitzen, quatschen und auf das heiße Wasser für den Black Tea warten, dazu 2 Scheiben trocken Toast, dann machen wir uns auf den Weg zu dem Dorf in dem Chandias Mutter wohnt, Logoba. Wir laufen bestimmt eine gute Stunde, immer wieder begrüßt man Chandia, ihren Bruder und natürlich auch die Weiße. Man sieht die Hügel, die schon im Sudan liegen, und so mancher LKW auf dem Weg zur Grenze passiert uns. Die Leute arbeiten auf ihren kleinen Äckern und bereiten sie für die Aussaat aus, denn bald fängt auch hier endlich die ersehnte Regenzeit richtig an.

Der Hügel im Hintergrund liegt bereits im Sudan

Wir kommen in Logoba Village bei der Mutter an, zwei andere Brüder sind schon dort und ein paar Kinder laufen herum, Die Familie hat ein recht großes Stück Land auf dem die verschiedenen Häuser und Hütten der Brüder und ihrer Familien stehen. Ja, es sind mehrere Familien, der zweitälteste hat 2 Frauen und die wohnen in verschiedenen Hütten. Im Allgemeinen gibt es ein oder zwei Wohnhütten (wenn viele Kinder da sind und man es schafft, baut man mehrere Hütten), eine Kochhütte, eine Dusche und ein Klo, dazu noch ein bißchen Land drumrum, um Mais, Cassava oder Bohnen anzubauen.

Chandia mit der Tochter ihres Bruders

Nun werden Sessel zu den Bänken und Hockern raus geholt und natürlich sitze ich als Gast bei den Männern, auf einem der zwei Sessel. Dann kommt die Mutter raus und begrüßt mich. Hier wird man immer echt ehrwürdig begrüßt. Es gelten noch andere Bräuche und Gesetze hier und der Gast ist hier wirklich König. Die Frau von Chandias Bruder ist mit dem Kind und der Riesentasche Lebensmittel mit einem Boda nach gekommen und nun auch da. Sie wird zusammen mit den älteren Mädchen das Essen zubereiten: Hühnchen und Reis, das obligatorische Willkommens-Essen für Gäste.

Hühnchen-Zubereitung.
Das letzte Bild ist in der Kochhütte, in der der Qualm des Feuers einen bestimmt um 20 Jahre länger haltbar macht...


Wir sitzen und unterhalten uns und gegen Mittag wird uns sogar Bier serviert, auch ich bekomme eins. Es kommt noch ein weitere Bruder dazu, allerdings von einer anderen Mutter. Er ist Jäger und lebt davon, die Tiere, die er in den Hügeln mit Fallen fängt zu verkaufen. Das ist ein lustiger Kerl. Auch schon über 50 wirkt er doch noch wir ein Junge und wir haben unseren Spaß, uns mit gebrochenm Englisch, Händen und Füßen und Übersetzungshilfe zu unterhalten.

Ein Nachbarsjunge bringt die Ziegen nach Hause

Nachdem wir nun das Bier geleert haben, kommt direlt die zweite Runde. Ich will ablehnen (bei der Hitze und nur 2 Scheiben trocken Brot...), doch das wird lachend übergangen. Langsam sind alle aufgetaut, auch die Kinder haben sich gewaschen und schick angezogen, nun ist Foto-Session.

Chandias Mutter nach der ersten Begrüßung mit ihrem Enkelkind

Die Mutter hat gebeten, dass ich Batterie und Bilder spare, bis sie sich auch gewaschen und ihren Gomesi, das traditionelle Gewand, angezogen hat. Sie sieht umwerfend aus. Eine wunderschöne Frau in den 70ern, mit einem verschmitzten und humorvollen Lächeln. Da sie raucht, habe ich ihr Zigaretten mitgebracht und, kaum zu glauben: nachdem sie sich die Zigarette angezündet hat, steckt sie sich die Zigarette mit der Glut zuerst in den Mund! Verdutzt schaue ich erst sie und dann die anderen an. Alle fangen an zu lachen und erklären mir, dass sie (wie auch manch anderer) eben anders herum rauchen.


The "Moyo-Way of Smoking"

und der Westlerin zur Ehre "richtig rum"

Wir lachen herzlich, ich mache Bilder, dann wird das Essen serviert. Doch, kaum zu glauben, zum Essen sind nur Chandia und ich mit eingeladen, Frauen -auch die Mutter- und Kinder sitzen auf der Matte daneben und schauen zu. Sie werden seperat essen und auch nur das übliche Posho und Beans... so ist das hier. Früher war es Frauen sogar überhaupt nicht gestattet Hühnchen oder anderes Fleisch zu essen, das war allein den Männern vorbehalten!


Essen unter dem Mango-Baum. Chandia und ihre Mutter werden gleich die Plätze tauschen

Es fängt an, ein bißchen zu regnen, und so ziehen wir von dem Schatten des Mango-Baumes in die Hütte des Bruders um. Dort leeren wir die Biere und dann verabschieden wir uns. Ich gehe noch einmal bei der Hütte der Mutter vorbei und drücke ihr 50 000 USh in die Hand (etwa 18€). Das wird sie durch den Rest des Jahres (!!!) bringen. Wir bedanken uns gegenseitig und auch wenn die Sprache ein bißchen ein Hindernis für uns beide war (sie spricht kein Englisch und ich habe auf die Schnelle nur Begrüßungs- und Dankesformeln gelernt) scheint klar zu sein, dass unsere Herzen sich mögen. Ich bewundere sie. Sie hat die Kinder in den Wirren von Krieg und Flucht alleine groß gezogen, ist mit 60 noch auf Mango-Bäume geklettert und hat trotz des harten Lebens ein freudiges Lachen im Gesicht.


Kids unter sich...

Auf dem Rückweg gehen wir an Sarahs ehemaliger Schule vorbei, treffen die Schwester von Daudi (einem der Jungens bei uns hier in Jinja), geben auch ihr ein bißchen Geld, kaufen Kaffee und Milch ein und gehen noch bei der älteren Schwester von Chandia vorbei, die direkt in Moyo Town wohnt.

Sie hat damals Chandia mit aufgezogen und es ist zu sehen, dass diese zwei ein zärtliches Verhältnis pflegen. Wir trinken noch eine Soda, während die Kinder die Ziegen festmachen, die Hühner in den Verschlag bringen und schauen, ob das Schwein noch da ist. Nur die Enten, die laufen frei. Dann geht es im Dunkeln nach "Hause". Dort wartet sogar warmes Wasser auf mich und so übe ich mich im "Blind-Duschen", denn hier ist ja kein Licht und mittlerweile ist der Himmel dunkel , zumal es um Neumond ist. Posho und Beans füllen uns den Magen und dann gehen wir schlafen. Nach dem vielen Laufen sind alle müde. Am nächsten Morgen wird es nach Paobo gehen und ich bin schon gespannt darauf.

1 Kommentar:

Sarah Kern hat gesagt…

Ich bekomme doch glatt heimweh!!!!!